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Freitag, 24. Oktober 2014

Kwaheri et safari njema (Auf wiedersehen und gute Reise)

Mein Abenteuer hier ist fast zu Ende, der Abschied fällt um Längen schwerer, als anfangs gedacht, ich habe die Menschen und besonders die Kinder ins Herz geschlossen und sie mich anscheinend auch. Jedenfalls gabs Tränen über Tränen und Abschiedsgeschenke die wiederrum mich zu Tränen rührten. Die Zeit hier in Dodoma war wirklich besonders und mir wird vieles sehr sehr fehlen. Vor allem habe ich aber tatsächlich den Eindruck, trotz der kurzen Zeit und entgegen meiner eigenen und überhaupt aller Erwartungen, etwas bewegt zu haben. Umso schwerer fällt es, das angefangene und wirklich gut laufende Projekt, das sich immer mehr ausweitete und letztendlich zu einer hoffentlich noch groesser werdenen Zusammenarbeit zwischen Schul- und Waisenkindern führt. Ich habe nämlich einfach meine Tanzmädels mit den Streetkids, die auch tanzen, vernetzt, so dass die Schulkinder nun mal das Leben im Waisenhaus verstehen lernen und die Streetkids dafür mal eine private Schule besuchen dürfen, außerdem müssen meine Tanzmädels so nicht aufs Tanzen verzichten, da die Streetkids einen Trainer haben und die Streetkids, vor allem die Mädchen können auch endlich mal modernere Tänze lernen, was sie sich von mir gewünscht hatten. Sie lernen also alle voneinander und kaum ist der Anfang gem
acht, muss ich gehen und lasse sie in der unfertigen Organisation allein und komme mir doof vor und plane schon das Wiederkommen. Das Traurige: fuer den Moment gibt es keine andere Lösung, ich muss gehen. Das Schöne: ich kann immer wieder kommen und ich habe noch nie so deutlich gemerkt, dass meine Arbeit etwas bewirkt.

Trotzdem. Nun bin ich erstmal traurig und da hilft auch keine Vorfreude auf Safari oder 
Wiederkommen.  





Mittwoch, 1. Oktober 2014

Problemkind Korruption - ein nicht ganz ausgedachter Dialog


Wenn man für längere Zeit in Afrika ist, kommt man um ein Thema nicht herum: Korruption.
Dieser fiese Schlingel ist quasi allgegenwärtig und überall und begegnet einem öfters mal auf der Straße.
Polizisten, die sich Regeln ausdenken, die nicht existieren, damit Touris und Mzungus oder auch Locals blechen müssen, Politiker, Richter oder andere Machtpersonen, die sich kräftig für ihre Meinung oder Stimme zahlen lassen und Haufen an Geld, das niemals da ist oder bleibt bzw. ankommt, wo es eigentlich hingehört, sei das der Straßenbau, die Entwicklungshilfe oder die Urlaubskasse.
Gut, was Korruption ist und dass es sie in Afrika zu Hauf gibt, sollte bekannt sein. Was ich viel interessanter fand: wie verschieden Einheimische und Ausheimische darüber reden. Der folgende Dialog basiert auf mehreren Gespräche mit (A) Reisenden und Volunteers und (B) Einheimischen, die auch hier geboren wurden. C darf man sich dabei als Moderator und Mediator vorstellen, der ächzend versuchte, beide Gruppen zusammen zu bringen. C wird übrigens auch Leonie genannt.
Ich habe versucht, all die Gespräche in ein einziges zu packen, um die unübersehbaren Unterschiede der verschiedenen Seiten in etwa so deutlich zu machen, wie sie es sind, wenn man hier vor Ort ist.
Damit auch niemand gelangweilt ist, ist das ganze nett und Grabbeltischfertig verpackt in eine Art Geschichte ;)
P.S.: ja, die Sätze wurden gelegentlich überspitzt und nein, sie sind nicht vollkommen ausgedacht und an den Haaren herbei gezogen.

B hat ein Problem. Sein Land wird von der Korruption beherrscht. Das ist allseits bekannt, wie gut nur, dass A immer eine Lösung parat hat:
 "Eine größere Idee muss her!", schrie sie.
 "was denn für eine Idee?", forschte C nach, während B ganz zerknautscht in der Ecke saß und so gar nichts von neuen Ideen hören wollte.
 "Eine grooooße Idee! Die Menschen müssen eine Idee der Zukunft haben und diese dann mittels einer Revolution anzetteln und durchsetzen!", polterte A.
B rollte mit den Augen und überließ C das weitere Gespräch:
 "Schön und gut A, aber lass mich dir zwei Fragen stellen: 1.: ist eine Revolution denn immer gut und kann sie immer etwas zum Besseren bewegen? Schau dir doch nur den arabischen Herbst an, sind die jetzt alle hippihappy?"
 "Jaaaaa, natürlich geht das nicht immer gut aber immerhin tun sie was und irgendwo muss man ja anfangen, vorher kann man das Ende eben nicht wissen. Ws ist deine zweite Frage?"
 "Also gut, lass uns annehmen, eine Revolution wäre der einzig richtige Weg, die Korruption zu stoppen. Wie genau soll das ablaufen?"
 "Easy! man macht den Leuten halt klar, dass sie die Korruption nicht unterstützen dürfen. Wenn keiner zahlt, können die Korrupten nichts machen. Aber es müssen ALLE mitmachen."
 "Wie bekommst du alle dazu und wichtiger: wie erfahren alle davon?"
 "ich sage es ihnen"
 "du gehst allein in alle Dörfer und sprichst mit allen 47,78 Millionen Menschen des Landes?"
Dies entlockte sogar dem entmutigten B ein Grinsen und er gesellte sich zu den Diskutierenden.
 "Nein", wendete A ein, "aber ich kann es ja in die Zeitung schreiben."
 "was machst du dann mit den 20-30% Die nicht lesen können?", meldete sich B erstmals zu Wort. Glücklicherweise war er einer der Gebildeten Afrikaner, die sogar im Ausland studiert hatten und neben Swahili nicht nur Englisch, sondern auch noch eine weitere Fremdsprache sprechen konnte.
A überlegte kurz. 
 "die erfahren es von den anderen."
 "dann entsteht ja gleich die nächste Abhängigkeit", stöhnte B und verkroch sich zurück in seine Ecke.
 "wäre es nicht besser, direkt alles daran zu setzen, alle so zu bilden, dass sie sich ihre Informationen gleich selbst beschaffen können? ich meine: vorerst die grundlegende Bildung sichern, so dass alle Englisch und lesen und schreiben können, damit sie sich dann selbst über die große Idee informieren können?", schlug C mit besorgtem Blick in Bs Ecke vor.
 "Ach Bildung Bildung Bildung! immer höre ich das! es geht nicht darum, lesen zu können, es geht darum, die Idee zu verstehen und dafür zu kämpfen!"
 "Aber wie sollen sie verstehen, ohne Bildung, ohne Wissen, ohne Information?", schrie B fast schon hysterisch aus seiner Ecke heraus.
A hatte nun fast sein Gesprächsziel erreicht. Schließlich wollte sie zeigen, wie viel besser sie es wusste.
 "Na, wir sagen es ihnen doch!"
 "Moment mal", warf C dazwischen, "wenn keine Möglichkeit besteht, sich selbst zu informieren, da man z.B. nicht lesen kann und nicht selbstständig an Informationen heran kommt, dann glaubt man aber doch immer nur das, was einem erzählt wird."
 "eben und wir erzählen ihnen ja von der Korruption", brüstete sich A.
 "und was, wenn jemand anderes vorbeikommt und ihnen das Gegenteil erzählt? woher sollen sie wissen, welches die richtige Wahrheit ist?"
A überlegte einen Augenblick und sagte dann: "Naja, da müssen wir eben schneller sein. Meinetwegen können sie ja auch lesen lernen aber es ist wichtig, dass wir ihnen erzählen, was sie falsch machen!"
B schaute auf. 
 "Was WIR falsch machen?"
 "Richtig."
 "Hast du nicht gestern bei einem Ausflug dem Polizisten Geld gegeben, weil du zu faul warst, dir eine gültige internationale Fahrerlaubnis zu besorgen? Trägt das nicht auch zur Korruption bei?"
A gönnte sich einen großen Schluck Konyagi. 
 "Schon", sagte sie und stand auf, "aber das Land muss sich ja erstmal selbst helfen, ich kann ja nun nicht allein kämpfen."
Dann verließ sie den Raum und B kroch geknickt zurück an den Tisch zu C, die sich inzwischen angesichts all dieser Widersprüche die Unterlippe zerknautschte.
 "Ach C, tut mir leid, ich wollt die A gar nicht beschuldigen, ich mach's ja selbst nicht besser und weiß das dazu noch"
C sah B fragend an und der fuhr fort: "ich sitz ja selbst im Parlament, du ahnst ja nicht, was da abgeht. Abstimmungen sind keine Abstimmungen, sondern nur Bestätigungen der amtierenden Machtinhaber. Mir wird richtig schlecht, davon ein Teil zu sein, ich wollte doch eigentlich dagegen arbeiten. Aber ich will doch meiner Familie eine bessere Zukunft ermöglichen und dafür brauch ich das Geld."
 "Wäre es denn keine bessere Zukunft, wenn es dem Land besser gehen würde?"
 "Doch sicher, auf lange Sicht. Doch für meine Kinder und Geschwister dauert das zu lang. So ist es doch immer. Jeder, der an die Macht kommt, sammelt Geld wo er nur kann und mit allen Mitteln damit er seine Kinder ins Ausland schicken kann. Denn die wissen doch alle ganz genau, dass ihre Kinder hier keine Chance haben. Außerdem wissen sie, dass sie, sofern sie nicht zu den oberen 10.000 gehören, nicht wieder gewählt werden, sobald sie einmal Geld veruntreut haben. Da sie das aber ja haben, wegen der Kinder, können sie sicher sein, nächste Amtszeit nicht mehr im Amt zu sein. Was bleibt ihnen also anderes übrig, als so viel einzustecken, wie möglich, denn es ist ja die einzige Chance für die nächsten paar Jahre. Die, die unter ihnen stehen, kriegen den Dreck ab und krallen sich deswegen von denen, die unter ihnen stehen wieder etwas und die, von denen, die unter ihnen stehen und so weiter, bis der Ärmste von uns das Letzte geben muss, was er noch hat. Wir alle wissen, dass das falsch ist und wir alle wissen, wo die Probleme liegen. Doch wir wissen im Gegensatz zu A auch, dass der Kampf länger als ein Leben dauert. Wer es geschafft hat, so weit hochzuklettern, dass er dem Land helfen könnte, der braindrained schnellstmöglichst weg. Wir wollen uns nicht für dieses Land opfern, wir träumen von einer besseren Zukunft aber für uns, nicht für das Land. Viele haben das Land aufgegeben und kämpfen nur noch für sich und die Familie. Wir sind müde. Wir haben alle Ressourcen und Hilfe von Außen. Doch wir fallen immer wieder in die gleichen Spiralen."
Eine lange Pause entstand.
 "Was würde helfen?", fragte C schließlich.
 "Ich weiß es nicht,", antwortete B resigniert, "aber zu allererst müssen wir dafür Sorgen, dass alle Menschen im Stande sind, sich selbst zu informieren, sie müssen lesen können und ihre Rechte kennen. Das mag die Situation nicht ändern aber vielleicht ändert es die Zukunft."

Wie gut, dass die, die wissen, machtlos und müde sind und die die kämpfen, nicht verstehen........

Donnerstag, 18. September 2014

Mzungu Mzungu!

Mzungu Mzungu!


So sehr ich Afrika und das Leben hier liebe, es gibt Schattenseiten. Eine davon ist in einem Wort zusammenfassbar: mzungu. 
Mzungu heißt im Grunde Europäer, wird aber eher für alle Menschen benutzt, die weiß oder generell fremd sind.
Ist man also ein Mzungu in Afrika, bedeutet das in erster Linie drei Dinge: a) man ist eine Attraktion und kann nicht durch die Stadt laufen, ohne hunderte neuer "Freunde" zu finden, b) wird man generell und immer anders behandelt, in guter wie schlechter Weise, wobei auch die gute Weise nicht unbedingt so gut ist und c) bezahlt man Mzungupreise.
Ich führe das mal aus.
Zu a): als Mzungu bist du interessant, weil anders, hast vermutlich mehr Geld und sprichst bestimmt auch Englisch. Das sind so die Hauptgründe, warum jeder dein Freund sein will. Die nette Seite daran: man trifft viele nette Menschen. Die schlechte: wenig davon sind wirklich an dir interessiert, so werde ich z.B. seit geschlagenen 5 Wochen von dem immer gleichen Verkäufer überschwänglich in Tansania begrüßt. Ihm fällt und fällt einfach nicht auf, dass ich schon 5 Wochen hier bin, stattdessen bin ich für ihn jedes Mal ein neuer Tourist, dem er dringend was verkaufen will. Es gibt durchaus wirklich nette Leute, die es einfach interessant finden, mit jemandem zu sprechen, der andere Erfahrungen hat oder der ihnen dabei helfen kann, ihr Englisch zu verbessern. Leider ist man aka. ich aber gelegentlich so genervt vom 16. Hinterherrufenden, dass es gar nicht erst zum Gespräch kommt. Ist dies doch der Fall, so passiert es erstaunlich oft, dass der Betreffende dir entweder nur was verkaufen wollte, sich unsterblich in dich verliebt hat oder dich fragen wollte, ob du ihm ein Bier kaufst. Wie gesagt, es gibt auch andere aber auch unter denen, die ich inzwischen als Freunde bezeichnen würde gibt es gelegentlich interessante Verhaltensweisen wie z.B. die allgemeine Annahme, du zahlst alles. So sitzt man beispielsweise in einer Bar und gönnt sich ne Cola und wenn die Rechnung kommt wird nicht etwa gefragt, ob du das vielleicht übernehmen könntest, weil das Gegenüber grade sein Geld nicht dabei hat, sondern das Gegenüber schaut dich einfach an und sagt "du hast meine Cola aber noch nicht bezahlt". Passiert leider viel zu oft, was mich zu Punkt b) bringt. Mzungus SIND anders, sie HABEN meist mehr Geld und deswegen wäre es ja auch vollkommen in Ordnung, wenn man gelegentlich mal die Rechnung übernehmen würde. Was mich daran stört, ist die absolut feste Annahme, dass sie es tun müssen. Aus einer Freundschaft wird plötzlich ein Ungleichgewicht und auch in einer Nicht-Freundschaft wird man einfach anders behandelt. Und hier wirds interessant: es gubt nämlich beide Varianten: man wird besser ODER schlechter behandelt. Der Mzungupreis (c) ist natürlich tausendfach höher, was auf der einen Seite irgendwie berechtigt ist, denn auch wenn ich pleite bin, hab ich zumindest ein Konto, auf dem ich ins Minus gehen kann und immerhin konnte ich mir den Flug hierher leisten also habe ich OBVIOUSLY mehr Geld als die meisten Locals hier und es ist doch irgendwie fair, dass ich für Zigaretten nicht 2000 tsh (1€) zahle, wie ein Local, sondern 4000 (2€), was ja nun immernoch sehr viel billiger ist als in Deutschland. Wenn ich allerdings 12000 (6€) statt 2000 (1€) zahlen soll, ist das doch nun wirklich übertrieben. Außerdem geht es ja nicht unbedingt ums Geld, sondern um den Unterschied, der aufgrund von Hautfarbe und co. gemacht wird. Touripreise mögen fair sein, Hautfarbenpreise aber nicht, schließlich gibt es genug Menschen, die hier leben und arbeiten (wohlgemerkt für das selbe Gehalt wie alle) die dann trotzdem die "Weißenpreise" zahlen müssen und eben NICHT mehr haben. Auch auf der "positiven" Seite gefällt mir der Unterschied nicht. Ich möchte keine Extrabehandlung aufgrund meiner Hautfarbe. Es ist nett, den besten Platz im Bus zu bekommen aber es ist nicht nötig, dass dafür jemand anderes aufstehen muss, weil ich halt weiß bin. Ein anderes Beispiel: zur Begrüßung sagt man bei älteren Personen "Shikamoo" was so viel bedeutet wie "I hold your feet". Sind die Personen gleichaltrig aber eine Person ist weiß, so wird diese mit Shikamoo angeredet, da (Zitat) "weiß höher gestellt ist". Es ist unglaublich schwierig, den Menschen hier klarzumachen, dass ich weder besser noch schlechter bin als sie, nur weil ich eine andere Hautfarbe habe. Interessant? irgendwie noch verständlich, da es einfach nicht sooo viele Weiße hier gibt. Aber es ist wirklich zu viel des Guten, man wird auf Schritt und Tritt beobachtet und verfolgt, angequatscht und wie gesagt die Behandlung selbst unter Freunden ist unglaublich anders. 
Der Begriff Mzungu an sich ist irgendwie ein Phänomen. Ich kenne nicht einen Weißen, der das gerne hört. Untereinander reden wir uns spaßeshalber selbst manchmal so an aber von Fremden gibt einem der Begriff doch immer das Gefühl, anders und verurteilt zu sein. 

Die Locals hingegen betonen ALLE, dass der Begriff super nett gemeint ist. Ich glaub ihnen das auch, nur wäre mir Gleichbehandlung sehr viel lieber als Ausgrenzung, wenn auch "nette". 
Ein kleines bisschen erinnert mich der Begriff an den bösen bösen N-Begriff: untereinander okay aber wehe, jemand anders sagt das. Man stelle sich die Reaktion vor, ich würde auf Mzungu in gleicher Weise mit dem N-Begriff antworten. Oder ich würde auf Berlins Hauptstraße einem Menschen anderer Hautfarbe dieses Wort hinterherrufen. Ein Skandal wäre das mindestens. Zugegeben, man muss unterscheiden, da der N-Begriff besonders wegen seiner Geschichte ein Unwort ist. Eins zu eins ist das also nicht zu vergleichen aber doch auf einer Ebene vergleichbar: es sagt aus "du bist anders als ich und das sage ich, ohne dich zu kennen, aufgrund deiner Hautfarbe. Du bist anders und ich werde dich deswegen anders behandeln" nett gemeint oder nicht, das ist eine Form von Rassismus, das Blöde ist nur, dass das hier einfach nicht so gesehen wird. Viele haben keine Ahnung von political correctness (manchmal durchaus angenehm aber in diesem Fall eben nicht) und denken nicht darüber nach, was sie eigentlich damit aussagen bzw. wie das bei ihrem Gegenüber ankommt. Sie meinen es nett, also ist es das.
Eine Bekannte, die hier geboren und aufgewachsen ist, schloss neulich ihr Fahrrad an einem Baum ab, der neben einer Hochzeitsgesellschaft stand. Der Fotograph, der gerade die Braut fotografierte, drehte sich blitzschnell um und begann meine Bekannte zu fotografieren. Ihr platzte der Kragen und sie rief auf Swahili "Glückwunsch! du hast den Mzungu entdeckt! Wen interessiert die Braut oder dein Job, Hauptsache, du hast den Mzungu und sein Rad im Kasten!" der Fotograf war beschämt und die Gäste lachten, ich bezweifle, dass er den Grund für ihre Wut verstanden hatte.
Als mir vor einigen Tagen der 23. Mann "ey! Mzungu!" hinterherrief, war es auch mir zu viel, ich drehte mich um, ging auf ihn zu und fragte ihn, ob er wirklich denke, es sei besonders nett, mir glasklar mitzuteilen, dass ich eine andere Form von Mensch sei als er. Er verstand nicht, worauf ich hinauswollte und brabbelte weiter, warum ich denn sauer sei. Gleichzeitig ging ein anderer Mann vorbei und grüßte mich mit "ey, rafiki" ich grüßte zurück und der Mzungu-caller fragte eingeschnappt, warum ich dem gegenüber netter sei als ihm. "weil er mich Freund nennt und nicht Ausländer" antwortete ich. Ich bezweifle auch hier, dass er den Unterschied verstanden hat.
So sehr es nervt, so interessant ist es auch. Gerade der Vergleich Deutschland/Afrika. Würde bei uns so ein offener Unterschied gemacht aufgrund von Nationalität (was heißt würde, passiert ja durchaus auch also: wenn dieser Fall bei uns eintritt) gibt es Schlagzeilen und Forschergruppen, Statements und Lösungsversuche, wie man den Rassismus bekämpfen kann. Passiert es hier ist es eben nett gemeint und in mir grummelt es still vor sich hin, bis ich den nächsten schlechten Tag hab und es an einem armen Einzelnen auslasse.
Das nennt man dann wohl "unterschiedlichen kulturellen Verstehensboden".

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Donnerstag, 4. September 2014

Freiwillig faul.



                            

Himmel, da lese ich nun seit wasweißichwielange über die Probleme westlicher Entwicklungsarbeit it afrikanischen Ländern und trotzdem war ich auf DIESE Begrenztheit nicht vorbereitet.
Wir wollen fair bleiben: es gibt ganz wunderbare Freiwillige. Die spielen Gitarre, singen, tanzen, denken sich Spiele aus und sind für die Kinder da.
Aber die Mehrheit, zumindest hier, wo ich so bin und das sind immerhin 2 Projekte und eine Schule (und außerdem inzwischen einige auf Reisen getroffene, die ihre Erfahrungen so erzählt haben) lebt eher das Motto: "oh Sonne. Zeit, für ein Selfie." wird danach noch das Tubetop ausgepackt (man will ja keine Abdrücke aus Afrika mitbringen) fühle ich mich dann doch sehr an fehlgeleitete Touristen in Hotpants in ägyptischen Tempeln erinnert (Sarah, du weißt, was ich meine...)
Versteht mich nicht falsch, manchmal ist eine Situation einfach fotowert, wer mich kennt, weiß, dass ich keineswegs die letzte bin, die zur Kamera greift (das Wort Kameradiktator verfolgte mich gelegentlich). Trotzdem gibt es einen Unterschied zwischen mal ein Foto machen -wenn man grad eh die Hände frei hat und es passt- und den ganzen Tag nichts anderes tun. 
An dieser Stelle mal ganz offiziell die Erklärung auf eine Frage die immer wieder kommt: NEIN. Ich mache nicht immer nur Urlaub. Aber wenn ich arbeite, mache ich eben nicht so viele Fotos. Selbiges gilt für Studieren etc. Bei Interesse kann ich dies gerne tun, ich bezweifle aber, das irgendjemand (inkl. mir) Interesse daran hat, 10.000 Fotos von mir in der Uni oder beim arbeiten auf facebook zu sehen. Vermutlich gibt es auch nicht so viel Interesse, Fotos von mir am Strand zu sehen aber über die freue wenigstens ich mich, wenn ich dann wieder arbeite und mich an schönere Zeiten erinnern kann. In diesem Sinne: ich arbeite eher mehr als dass ich hier oder in Frankreich oder sonst wo Urlaub mache (naja sagen wir ausgeglichen :)) aber Himmel, das muss ich doch nicht auch noch dokumentieren ;)
Das Fotografieren geht hier jedenfalls teilweise soweit, dass einige Freiwillige Kinder auf den Arm nehmen (natürlichungeachtet dessen, was betreffendes Kind gerade tut), einmal knipsen (Mami, falls du wieder jugendsprachüberfordert bist: ein Selfie ist einfach nur ein Foto von sich selbst, indem man die Kamera auf Armlänge weg hält ;)) und dann wird das Kind wieder abgestellt. Da gerade Waisenhauskinder aber unheimlich gern knuddeln und kuscheln, lassen sie sich meist nicht einfach abstellen. Das nächste was ich sah: die gerade noch so herzlich lachende Freiwillige, die auf Facebook nun bestimmt hunderte Kommentare unter ihrem Armes-Kind-Foto hat ("oooooh wie süß, du machst wirklich einen tollen Job, bewuuuuundernswert!"), schob das Kind, was sie grad hochgehoben hatte und was sich nun an ihr Bein schmiegte unsanft weg und ging aus dem Raum. Zurück blieb ein Kind mit fragendem Blick und eine Leonie, die die nächsten 10 Minuten mit Flugzeug spielen verbrachte, um es aufzuheitern. Und nun bitte kein "ooooooh wie bewuuuuuundernswert!" sondern nur ein "so gehört das ja schließlich auch.". Denn darum sollten die meisten von uns ja eigentlich hier sein. Sollten. Eigentlich. Es ist schon krass, wieviele eben nicht deswegen hier sind. Oder vielleicht sind sie es und sie wissen es einfach nicht besser. Aber so oder so. Ich sehe mehr Gummibärchenverteiler als Spielespieler, mehr in-der-Sonne-Sitzer als Betreuer und mehr Fotos-Macher als Haus-Bauer. Und das macht mich traurig. Neulich spielten rund 20 Kinder "lass uns vom Tisch springen" je verrückter, desto besser. Die 3(!) Nachmittagsbetreuer saßen daneben und spielten mit ihren Handys. Dass kein Kind sich ernsthaft verletzte, verwundert mich immernoch. Die Antwort, auf meinen fragenden Hinweis, ob das nicht etwas gefährlich sei und ob man nicht etwas spielen sollte war: "das sind Straßenkinder. Die haben schon gefährlichere Situationen erlebt. Vom Tisch springen ist besser als auf der Straße leben" richtig. Aber deswegen gleich gut? ich denke nicht. An dieser Stelle muss ich schamesrot der Ehrlichkeit halber zugeben, dass dies der Moment war, an dem ich für diesen Tag resignierte und nach Hause ging. Ich hätte ein Spiel anfangen können aber in dem Moment war in mir nix mehr Kreatives. Drei Betreuer und keiner tut was. Ich bin für nicht mal volle 3 Monate da und helfe in dem Projekt nur freiwillig neben meiner Schule, die sind dort fest angestellt und haben den ganzen Nachmittag zur Verfügung. Vielleicht resigniert man manchmal, ich könnte es verstehen. Viele der Kids sind geistig oder körperlich behindert, die Aufmerksamkeitsspanne ist dermaßen kurz, dass meist schon ein "bei Müller's hat's gebrannt" eine echte Herausforderung darstellt und es ist verdammt heiß. Aber dafür gibt es ja grad 3 Betreuer. Kreativität ist Teamsache. Fällt einem mal nix ein, hilft der andere aus. Wenn aber alle drei auf's Handy starren, wird das nix. Außerdem sind die Kinder, wenn auch vielleicht nicht so fix im Lernen unglaublich begeisterungsfähig und ganz wunderbar. Sie freuen sich über jede Person, die in den Raum kommt, haben ständig Ideen und unglaublich viel Energie und sie sind unglaublich liebevoll, jeder Besucher wird geherzt, geknuddelt und geknutscht. Manchmal etwas stürmisch aber immer wieder mit unglaublich viel Freude und das ist wirklich wunderschön zu sehen (und fühlen, schmaaahaaaatz!)
Umso trauriger ist es, dass so wenigdraus gemacht wird. Dass ich in 3 Monaten nicht viel verändern werde, war mir auch vorher klar. Dass ich aber teilweise dazu aufgefordert werde, nur aufzupassen, dass sie sich beim Spielen nicht umbringen und das jede Idee abgewehrt wird, teilweise mit Begründungen wie "da machen die ehnicht mit" oder "wir sind zu wenig Betreuer", das mag ich nicht akzeptieren. Im Gegenteil, bei der Begeisterung der Kids glaube ich keine Sekunde, dass sie bei irgendwas nicht mitmachen. 
Und ich gebe mir selbst Recht, spätestens seit ich ein weiteres Projekt kennen gelernt habe, wo von Kindern und Betreuern das Einhalten gewisser Regeln verlangt wird. Der Trainer schlief bei meiner Ankunft zwar auch (10 Min nach Beginn der Trainingszeit), immerhin schien es ihm aber peinlich zu sein und bei der folgenden Show kann ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass er öfters abwesend ist. Großartige Kunststücke, Akrobatik, traditioneller afrikanischer Tanz, großartige Schauspielkunst und lachende Kindergesichter bewiesen mir, dass hier die Regeln "du kannst kommen und gehen, wie du willst aber wenn du kommst a) duscht du täglich b) gehst du regelmäßig zur Schule und c) machst du bei einem Nachmittagsprojekt mit" nicht nur an der Wand stehen, sondern auch durchgesetzt werden. Und siehe da: die Kids verdienen mit der Tanzshow ihr eigenes Geld und haben richtigen Spaß (und zwar so viel, dass ich gleich mithoppelte und daraufhin zum samstäglichen Training eingeladen wurde. Herrje, mein letzter FlickFlack ist nun wirklich ein Weilchen her!) und es geht weiter: Konzept: Familie! wie das geht: ganz einfach (ja, es KANN so einfach sein): die Kids werden liebevoll und herzlich aufgenommen. Liebevoll aber streng. Ausbildung muss sein. Wer mit der Ausbildung fertig ist, gibt sein Wissen und Können, sofern möglich zurück ans Projekt. Zum Beispiel hat dieHausmama gerade ein Cafe eröffnet, dass nun von den Jugendlichen, die abgeschlossene Ausbildungen im Management und Gastrobereich haben, betrieben wird. Und zwar ausschließlich, die Hausmama sagte dazu schlicht, sie vertraue ihren Kids. Wundervoll! Das finanziert die Jugendlichen, die zu alt für's Projekt geworden sind, das Projekt selbst und schafft nebenbei noch Arbeitsplätze und ein gutes Selbstbewusstsein, weil die Ausbildung gleich angewendet wird. 
Entwicklungshilfe kann eben auch mal gut sein und dem Lachen nach zu urteilen geht es den Kids da so richtig gut. Sie kuscheln übrigens auch gern aber nicht halb so gern wie in dem Projekt, wo die Betreuer immer schlafen. Zufall oder fehlt da einfach nur was...? 
Jedenfalls sieht man ja, es geht auch anders. Die Sachen klappen vielleicht nicht so, wie ich mir das denke aber was solls, wird aus einem Klatschspiel eben ein wildes Gehämmere auf Tischen, wird aus einem Tanz eben "wer springt am höchsten" besser als Rückwärts zu 7t vom Tisch springen ist es ja wohl.
Mein großes Manko: immernoch die Sprache. Zwar kann ich inzwischen sagen, wohin sie gehen sollen, ob sie weitermachen oder aufhören sollen etc. trotzdem wäre ein fließendes Swahili sehr viel praktischer und hilfreicher. Zum Glück gibt's ja die Betreuer als Sprachunterstützung. Oder eben auch nicht. Naja Hand und Fuß und Wortbrocken tun's auch und die Kids selbst sind auch ganz tolle Lehrer, ich lerne also jeden Tag oder versuche es zumindest.
Eine Freiwillige, die seit 4 Monaten da ist, wollte neulich ein Selfie mit einem der Kinder Huckepack machen. Da die Kids aber aktiver als ihre Betreuer sind, hatte sie bald 7auf sich hängen und versuchte verzweifelt, sie abzuschütteln. Ich wollte ihr gerade helfen, als sie sagte (ich erinnere, 4!!!! Monate in Tansania) "oh nein, oh nein, ich wünschte, ich wüsste, was >nein< auf Swahili heißt!". "Hapana" antwortete ich trocken und ließ sie mit den Kletteräffchen allein.
Nobody's perfect aber irgendwo hört's doch auf.

Mittwoch, 20. August 2014

Back to school



und schon wieder Layout- und Zeilenprobleme, sorry dafür, der PC hier ist der Wahnsinn......

Inzwischen bin ich wirklich eingelebt hier, in meinem kleinen, feinen Zuhause in Dodoma, dem kleinsten Kaff, was man sich vorstellen kann ;)
Projekte laufen, Kids sind klasse, vor allem das Tanzprojekt in der Schule, zu dem ich spontanerweise vor dem Sansibartrip überredet wurde, macht wirklich Spaß ( unfassabr, wie talentiert, lernbegeistert und diszipliniert man mit 14 sein kann!) und 

ganz nebenbei bin ich irgendwie Lehrerin geworden (hatte sie doch wieder Recht, die Mama... Naja zumindest for now denn so viel Spaß ich hier auch hab und so gut ich auch mit den Kids klarkomme, mein Traumjob wird das nie.). Morgens wird gelesen und Literatur in kleinen Diskussionsrunden besprochen, und siehe da, diese Kinder haben das Zeug zu großen Denkern, wenn sie denn mal angestoßen werden. Ein Beispiel: Ich legte nach 10 Minuten quälender Langeweile die langweiligen Fragen aus dem Lehrbuch zur Seite (what did Susie did at 12 o' clock and why was she upset...? tipp: see page 14) und fragte die Kids nach ihrer Meinung bezüglich Computer statt menschliche Lehrer, worum sich die zuvor gelesene Geschichte gedreht hatte.
Die Antworten kamen schnell und bestimmt: "superb, that would mean, I could use the computer every day!" und "would be better because a computer knows more than a man!" waren der allgemeine Konsens. Ich gab zu bedenken, dass Computer aber von Menschen gemacht seien, sie also nur in bestimmter Hinsicht klüger sein könnten und dass ein Computer auch nicht so gut trösten könne, wenn man hinfallen und sich das Knie aufschlagen würde. Diesen Einwürfen folgte eine rege 15 minütige Diskussion, die darin endete, dass jedes der Kinder unglaublich froh war, dass sie a) in einer normalen Schule, mit Fußball, Freunden und menschlichen Lehrern sein durften, b) soooooo nette Lehrer hatten, die sie nie schlagen würden
(was erschreckenderweise wie ein Weltwunder von allen aufgefasst wurde) und c) ein Computer zwar sehr viel schneller rechnen könne als ein Mensch, Gefühle aber doch auch eine Form der Klugheit wären und wir Menschen zwar lernen könnten, schnell zu rechnen, ein Computer jedoch niemals Gefühle lernen könne, was ihn viel mehr einschränke als uns (was ich für das Alter zwischen 6-8 sehr philosophisch fand). Nach Literatur gibts Englisch und Grammatik (hallelujah, endlich eine Schule, die begriffen hat, dass es keinen Sinn macht, Swahili bis zur Mittelstufe zu unterrichten, um dann plötzlich zu wechseln.) Danach käme eigentlich Mathe, das ist dann immer die Zeit, in der ich mich zu den Sportplätzen verdrücke und dort aushelfe, was zur Folge hat, dass wir dort 1 Lehrer und 3 Volunteers sind und wir meistens ziemlich viel Spaß haben. Nach dem Mittagessen gibts ein kurzes Verschnaufpäuschen und dann gehts ab in die Library, wo wir dann unsere Tanzshow vorbereiten. Ich versteh mich mit den Kids inzwischen so gut, dass aus "Miss Leonie" (v. Hartmann war einfach zu kompliziert) innerhalb von zwei Stunden "Leonie" wurde, was mir böse Blicke der älteren Lehrern einbringt. Überhaupt muss ich sagen, so sehr ich die Kids liebe, desto sehr nervt mich vieles in der Schule. Kleiderordnung zum Beispiel. Zwar sind wir eine christliche Schule (um Himmels Willen, sie stecken mich schon an also nochmal: zwar ist diese Schule eine christliche Schule), doch haben wir ziemlich viele muslimische Schüler, was bedeutet, dass die Kleidung nicht zu knapp sein darf. Bis zu einem gewissen Punkt spiel ich gern mit (was ich sowieso in Afrika tue). Knie, Schultern, keine Frage. Schwierig wirds bei cm-Fragen. Reicht ein T-Shirt oder muss es langärmelig sein (bei über 30 grad im Schatten) ich muss gestehen, ich habe schlicht und einfach nicht genug langärmlige Sachen mit, um sie jeden Tag durchzuschwitzen und ich finde ein weites 3/4 Arm statt über die Handknöchel geht bei einer überzeugten nicht-Muslimin und nicht-Christin auch vollkommen in Ordnung. Ich passe mich schließlich so weit an, dass nix anzüglich ist, dann können die sich doch auch so weit anpassen, dass ich keinen Hitzetod sterbe und auch nicht jeden Tag shoppen gehen muss.
Ebenfalls verboten sind Hosen, was so richtig zum Problem wird weil ich genau einen Rock und ein Kleid mithabe und beide bedecken so gar nicht meine Knie. Leggins drunter. Warm aber ok. Denkste. Darf ich nämlich auch nicht, zu eng. Stimmt, die Form meiner Knie (oben ist ja der Rock) ist schon etwas viel. Ich könnte die ganze Sache vielleicht ernster nehmen, wenn mich muslimische Eltern bitten würden statt der Unterstufenkoordination mit ihrer Mickey Mouse Stimme, die selbst ein bodenlanges Kleid trägt mit Schlitzen an beiden Seiten, die ihre ganzen (nackten) Oberschenkel zeigen, sobald sie einen Schritt macht. Auch in den Ärmeln sind Schlitze, so dass zwar Schultern bedeckt sind, Achseln und unterer Oberarm jedoch gänzlich frei. Und diese Dame erklärt mir dann, dass meine undurchsichtigeunenge und unkurze Leinenhose eben kein Rock sei. Dank meinesfehlenden Respekts an unechten Autoritäten, sagte ich ihr auch genau das, gefolgt von der Erklärung, beim Tanzen müsse man Knie erkennen, weil ich sonst nicht korrigieren könnte, was medizinische Schäden verursachen könnte. Ich stelle eben körperliche Unversehrtheit meiner Schützlinge über religiösen Geist. Wir gingen mit eisernen Mienen, much love und dem Kompromiss auseinander, in meinem Nachmittagsunterricht entscheide ich (in Maßen), während der Schulzeit wird bodenlanges Tuch über Leggins getragen oder (fand sie gar nicht gut) weite Hose. Dafür darf sie ihren Schlitz behalten. Kuh.
Kleiderordnung ist aber nicht das einzig Nervige. 20 Minuten früher aufstehen, damit alle Lehrer gemeinsam beten können zum Beispiel. An sich tatsächlich (selbst für mich unchristliches Wesen) eine schöne und sehr gesellige Sache. Aber warum um kurz nach 7? das heißt aufstehen um 5.30 (mit Frühstück) bzw. 6.00 (ohne). Auch die Unterrichtsart vieler hier nervt mich. Sie schlagen nicht: wunderbar und anscheinend wirklich selten in der Gegend. Sie schimpfen auch nicht. Nie. Und Stimme erheben ist auch nicht drin. Man ist ja besonnen und ausgeglichen. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein Fan vom Schweigefuchs (für alle, die ihn nicht kennen: Klasse laut, Lehrer verstummt und macht mit den Schülern verabredetes Zeichen, bis alle Schüler mitmachen und es still wird, meist in Form von einer erhobenen Hand in Form eines Fuches, der natürlich das Maul geschlossen hat, siehe Bild) aber auf einem vollen Sportplatz funktioniert das eben manchmal auch nicht so gut und kostet in jedem Fall unglaublich viel Unterrichtszeit.
Neben diesen Kleinigkeiten ist es aber eine wunderbare Schule und ich fühle mich sehr wohl in der Gesellschaft meiner Mitmenschen hier, es wird viel gemeinsam gemacht und gegessen und jeder gibt sein Können für die Gruppe, so gibts nachmittags ständig Sportkurse und Aktivitäten und wie ich schon sagte, die Kinder sind superklasse: engagiert, klug und lernbegeistert. Nach dem Training bleiben sie oft noch ewig da und üben weiter und ich bin hellauf begeistert von ihrem Enthusiasmus.
Neben der Schule bin ich nachmittags meist bei den Streetkids und spiele, knuddele, streiche, baue und koche dort mit denen. Meine Woche ist also ganz leonös wieder ausgelastet und ich habe kaum Zeit für solch Dinge wie Abwasch oder Aufräumen, weswegen mein kleines, feines Appartement auch schon wieder ganz nach mir aussieht. Ein echtes Zuhause eben.
Auf dass die letzten 4 Wochen so bleiben!
Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass mich inzwischen eine Art Heimweh packt, kein trauriges oder so aber das bestimmte Gefühl, dass es nun langsam wirklich Zeit wird, nach Haus zu kommen. Berlin, ich freu mich so sehr auf dich!
Zu guter Letzt: medizinische Info für Tante Piedl, heute mal verbunden mit einem "afya" (Gesundheit!) für dich selbst!
--> in Afrika niemals draußen Kleidung zum Trocknen aufhängen und danach ungebügelt anziehen.
Die fiesen kleinen Biester, genannt Mango flies, legen ihre Eier gern in Kleidung ab und wenn die Larven schlüpfen, während du betreffende Kleidung trägst, kriechen die Biester in deine Haut und machen es sich da bequem. Meine Nachbarin hatte es grad, es musste mit einem Messerchen rausgeschnitten werden und es ist wirklich wirklich ziemlich eklig. Bei ihr war es allerdings eher ein Hund statt ein luftgetrocknetes Hemdchen, was ihr den unerwünschten Besucher bescherte. Was tun dagegen? Kleidung drinnen aufhängen oder eben bügeln. Oder aufs beste hoffen, passiert ja nun auch nicht jedes mal ;)