Dienstag, 8. Juli 2014

Karibu sana - Herzlich Willkommen

Mein Zuhause

Nachdem ich mich in Turkish Airlines verliebte, den internationalen Airport in Istanbul hingegen verfluchte (keine Chance auf Frischluftzugang und WLAN war schon mal gar nicht drin....) kam ich dann also mit guten 1,5 Stunden Verspätung auf dem international Airport Kilimanjaro an. Wobei man tatsächlich eher sagen müsste "das nette kleine Häusschen", "international Airport" wird dem dann doch nicht ganz gerecht. Immerhin gabs da superschnelles WLAN und so war auch die 1stündige(!) Warterei aufs Visum gar nicht so schlimm.
Dennoch wuchs langsam die Angst: da das Ankomm-Hostel so weit draußen liegt (im afrikanischen "Vor-dschungel" um genau zu sein) sollte ich abgeholt werden, weil die meisten Taxifahrer den Weg gar nicht kennen. Abgeholt werden sollte ich also um 1.10 Uhr. Als ich dann gegen 3 endlich mein Visum hatte (was sicherlich nicht damit zu tun hat, dass die 5 Angestellten einen zu drei verschiedenen Schaltern schickten, wo drei Verschiedene Dinge geprüft wurden und das bei allen 50 visalosen Fluggästen... Aber Hey, Kaugummi kauen kann dafür auch keiner so schön) zitterte ich mich langsam Richtung Ausgang und lernte die afrikanische Unpünktlichkeit erstmals so richtig zu schätzen. Grinsend standen da zwei nette Jungs und sagten, sie wären auch grad erst gekommen. Uff.
Nach einigen Zigaretten (Wie gesagt, kein Frischluftzugang seit Berlin) und ersten Swahili Begrüßungsversuchen (häääääää?) dann auf durch die (Menschen-)leeren Straßen und erst mal rein ins City Center. Man hat ja schließlich Hunger. Fanden jedenfalls meine Abholer und so kam ich auch sogleich in den Genuss von afrikanischem Fast-Food: Pommes in Rührei angebraten. Sehr sehr geil! Nachdem auch das erledigt war ging's dann gegen 4 auch mal Richtung Bett, was sich dann leider nochmals verzögerte, da wir plötzlich in einer Rinderherde standen. Die Massai halten 4 Uhr früh anscheinend für die richtige Zeit, ihre Tierchen spazieren zu führen, was mir aber immerhin trotz aller Müdigkeit einen nicht ganz furchtlosen Wow-Moment beschaffte. Jedenfalls starrten mich ca 30 Hornpaare an und unser Auto kam mir gar nicht mehr so stabil vor. Besser wurde es auch nicht, als der Fahrer - da die Rinder auf sein "na los bewegt euch mal" nicht reagierten und die Massai selbst so gar keine Lust auf Aktionen hatten - einfach vorwärts fuhr, immer Richtung Horn. Erwähnte ich, dass wir uns in einer endlos engen Gasse befanden? Lange Rede, kurzerSinn, die Rinder waren wohl auch gemütlich-müde und tummelten sich grunzend um das Auto herum, was tatsächlich im Grunde rein platztechnisch eigentlich gar nicht möglich war. Die Massai grüßten dann sogar, setzten ihr (wunderschönes) Flötenspiel fort und zogen mit ihren Vierbeinerchen von dannen.
Als ich dann gegen 5 endlich im Bett lag (vorher musste natürlich noch alles gezeigt werden und natürlich die frischen, 2 Wochen alten Welpen -unfassbar süß!- und ihre liebevoll-stürmischen Eltern begrüßt werden) befand ich, dass der morgige Tag nun endlich mal wieder ein Ausschlaftag sei.
Leider fanden das die Jungs im Hostel so gar nicht und so standen sie um 8 Uhr mit Frühstück auf der Matte.
Wer mich kennt, weiß, dass Frühstück ans Bett eine, wenn nicht DIE sicherste Methode ist, mein Herz für sich zu gewinnen also rappelte ich mich hoch und dachte mir "ich kann ja danach noch ne Runde schlafen".
Haha.
Schlafen scheint hier nicht so zu existieren. Kaum hatte ich das riesige Frühstück verdrückt, stand schon wieder jemand vor mir und befand, es sei jetzt die richtige Zeit, den nahegelegenen Hügel zu besteigen.
Dies entpuppte sich als 2 stündige Wander-Joggingtour. Hätte ich das gewusst, hätte ich Richtige Socken unter die Wanderschuhe angezogen und nicht die verdammten Sneakerdinger anbehalten, die mir wunderschön blutige Blasen bescherten.
Eingelaufen sind sie jetzt auf jeden Fall und sehen auch nicht mehr so schrecklich neu-gepflegt aus. Die Aussicht hat zugegebenermaßen auch einiges wett gemacht, danach bat ich trotzdem um eine Stunde Ruhe, für ein Nickerchen und schlief solide 4 Stunden.

Ausgeruht konnte dann später die Stadt erkundigt werden, die Gespräche über afrikanische Korruption und westliche Hilfe gaben auch tatsächlich nicht neue Anregungen für die BA (man bin ich fleißig hier...) und die Welpen sind wirklich unfassbar knuddelig. Ganz blind schnuffeln sie sich in deinen Arm und die Mama schlabbert dabei beherzt dein Bein ab. Einer wurde mir dann gleich zur Adoption angeboten und ich adoptierte "Schnuffel" (oh Wunder, welch Kreativität) dann auch direkt für die nächsten 10 Tage. Unnötig, dass zu sagen aber einige von euch werden sicher wissen was in 10 Tagen folgt: aufgelöste Skypeanrufe, weil ich mein Herz mal wieder an ein kleines Lebewesen verloren habe. An zwei sogar, Maya die Katze weicht auch nicht mehr von meiner Seite. Die Hundeeltern eigentlich auch nicht und wenn dann auch noch der Löwi kommt, ab September heißt es dann wohl: Zoo in der Buschallee. Für Katja bring ich auchKüken mit (fast wie ne Babyente) die wackeln nebenan nämlich auch umher. Witzige Story dazu: das Perlhuhn des Hostels hat ne heiße Affaire mit dem Nachbarhahn (kein Witz) und lässt ihre Eier achtlos überall liegen. Is wohl eher ein emanzipiertes Perlhuhn, das seine Freiheit und sexuelle Erfüllung statt Familie sucht. Sehr sympathisch, ich werde sie morgen füttern.
Genug der Tiere, hier tobt grad seit 20 min ein lautstarker Hundekampf irgendwo bei Nachbarn und das bewegt mich doch dazu, den Zoo zu überdenken.


Von Tieren zu Kindern, die sind nämlich genauso süß (auch wenn an das geile Perlhuhn nun wirklich keiner rankommt). Ich bin tatsächlich so weit aus der Stadt raus, dass Weiße hier eine Seltenheit sind. Große Augen und schüchternes Grinsen wird daher meist gefolgt von 6 einen umrundenden Kindern, die deine Haare anfassen wollen, weil sie so "golden" und "glatt" sind und alle Englischen Wörter raushauen, die ihnen einfallen. Etwas seltsam, ich bin also quasi eigentlich schon mein eigenes Zootier. Aber wie gesagt: süß! Ganz herzlich und neugierig sind sie alle und man kann gar nicht anders, als mitlachen und mit-fußballspielen.
Die Erwachsenen sind da zurückhaltender. Gerade bei den Frauen habe ich gelegentlich mal das Gefühl, sie haben keine Lust auf weiße Mädchen, die da so durch ihr Dorf spazieren und gelegentlich Fotos von Bäumen machen (fremde Menschen zu fotografieren geht halt gar nicht, was man aber auch echt verstehen kann, wie gesagt, ich finde das Zootier sein auch nicht so geil. Dennoch sooooo schade, ich kleiner Kameraaddict hab tausend wunderbare Szenen nicht festhalten können, Farben, Situationen, Schönheiten aaaaaaach man). Die Männer Teilen sich gerecht auf: in freundliche Begrüßungen, etwas lästige Anmachen und böse Blicke. Ich hab mich tatsächlich noch nie so offensichtlich anders gefühlt, in guter wie schlechter Hinsicht.


Ich muss sagen: dieses Land ist wunderschön. Und die Menschen lächeln so unglaublich herzlich (naja, wenn sie dich nicht böse angucken). Von Taschendieben und Co ist wirklich absolut weit und breit keine Spur, ihr dürft also beruhigt sein: Leo wird jetzt sowieso dauerhaft von Hundepapa Pibu beschützt.
Soviel dann zum ersten Tag (ja, das war 1 Tag.)
Ich freue mich jetzt schon wieder auf heiße Duschen und Straßen, die einen Namen haben (und ja, ich hab mich schon verlaufen) und auf funktionierendes Internet und so weiter aber ausgelassen lachende Kinder, Maiskolben und die Natur hier machen das alles locker wett.




Dies ist uebrigens Isabel, benannt nach Isa, die meine erste Freundin in Lyon war. Der kleine Wuschel ist in einem Haufen schwarzer Welpen die einzig blonde, mit Abstand die kleinste und frechste. Ausserdem ist sie immer die erste, wenn es auf Erkundungtour oder Leonie-Beschnuffelungstour geht.
ich habe sie in mein herz geschlossen und gebe sie nie wieder her, was sie mit einem kraftigen Hals abschlabbert bekraeftigt, bevor sie gaehnend ins Land der Traueme wandert.

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