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Dienstag, 29. Juli 2014

Ein Busunglück.

                     


Entschuldigt die komischen Zeilen, das Layout hier spinnt komplett.

ich hab einige Zeit überlegt, ob ich diesen Eintrag veröffentlichen soll. Dafür spricht, dass ich schreibe, um zu berichten,
Gutes und Schlechtes, ohne Zensur.
Dagegen spricht, dass die Ereignisse im Grunde kein Thema für einen lausigen Blogeintrag darstellen und dass es einige geben wird, die sich nur umso mehr Sorgen machen werden (ich kann die Nachrichten a  la "oooh mein Gott, Leo komm zurüüüüück" kaum erwarten... Not.). Allerdings häuften sich die Ereignisse  des gestrigen Tages so sehr, dass mein kleines Reporterherz mich quasi anschrie, zu schreiben und so schreibe ich.
Ich halte den Eintrag bewusst neutral aber kurz darüber schreiben muss ich. Auch die Fotos (bzw die Tatsache, dass ich welche gemacht habe) wird bei einigen auf Unverständnis stoßen, ich kann dazu nur sagen, dass dies meine Art der Verarbeitung ist (es gibt auch
eine detaillierte Kurzgeschichte, die aber erstmal Internetfern bleibt) und ich eben berichten muss, weil ich glaube, dass es immer besser ist, mehr zu wissen, als weniger.

Ich fuhr also gestern von Arusha im Norden nach Dodoma im Zentrum Tansanias. Eine 7 stündige Busfahrt (afrikanische Zeit also reale 11 Stunden) auf holprigen und, wie sich herausstellte, keineswegs ungefährlichen Straßen.
nach ca. 1 Stunde hupte unser Bus länger als sonst. Der Grund war der Bus vor uns, der von der Straße abgekommen war.
Er hing einige Sekunden schräg in der Luft, bis er dann etwa 10 Meter neben der Straße zum Stehen kam.
Das Aufatmen verging mir jedoch, als ich den Jungen im Straßengraben erblickte. Er lag verdreht dort, seine Jacke beulte sich aus und Blut lief ihm über das Gesicht. Er war tot.
Anscheinend von dem abgekommenen Bus überfahren.
Nun hätte dieses Erlebnis und dieser Anblick, der mir nun vor Augen ist, sobald ich diese schließe, wahrhaftig gereicht,
doch die wutentbrannten Freunde des Toten sahen das anders und zerrten den Busfahrer von seinem Fahrersitz,
schlugen und traten auf ihn ein und auch unser Bus musste halten, wir wurden gezwungen, auszusteigen und uns in Gruppen auf das Feld zu setzen.
Männer links, auf dem Bauch, Gesicht nach unten, Frauen rechts, Kinder dahinter.
Wer von den Männern aufsah bekam einige Schläge mit schnell gesammelten Ästen und Stöckern auf den Rücken.
Im Nachhinein glaube ich, die Freunde des Toten wollten damit die Übersicht behalten, wer in welchem Bus saß, für  spätere Aussagen, sich außerdem abreagieren und die Kontrolle behalten.
In dem Moment wusste oder dachte ich ziemlich wenig, da die Befehle nur auf Swahili kamen und ich mich wohl oder übel einfach danach richten musste, was die anderen um mich herum taten.
Der Busfahrer wurde noch eine Weile geprügelt, wie auch sein Beifahrer, beiden ist aber körperlich nicht viel passiert.
In einem Moment stürmten die Männer auch unseren leeren Bus, was ich bis heute nicht verstehe.
Kurzzeitig hatte ich alle möglichen Gedanken wie "sie werden uns ausrauben, verprügeln und entführen",
wofür ich mich aber sogleich schämte im Angesicht des Toten, wenige Meter von mir entfernt.
Es passierte auch nichts dergleichen, solange wir still saßen, taten uns die Männer nichts.
Es gab eine kritische Situation, in der ich nicht sofort verstand, was einer der Männer für einen Befehl gab und nicht reagierte.
Der Mann konnte mein Gesicht nicht sehen, da ich einen Schal um den Kopf trug gegen den kalten Morgenwind.
Er hatte schon einen Stock gehoben, ich drehte mich aber rechtzeitig um, sodass er sehen konnte, dass ich Europäerin bin
und er verstand wohl, dass ich ihn einfach nicht verstanden hatte und wiederholte den Befehl auf Englisch.
Nach einiger Zeit kamen ein Militärfahrzeug und die Polizei und einige Zeit später konnten wir uns wieder frei bewegen und in den Bus zurück.
Im Bus zurück spielte der Fahrer zur Ablenkung einen Spielfilm: ein Material Arts Drama,
in dem hauptsächlich der Protagonist blutig gefoltert wurde.
Die Schmerzensschreie waren auf volle Lautstärke gedreht und ich fand es ziemlich makaber,
den Kindern im Bus jedoch schien es zu gefallen, jedenfalls starrten sie gebannt auf den Bildschirm, bis der Busfahrer endlich,
nach 20 Minuten den Film wechselte und eine (ebenfalls gelegentlich blutige) Komödie abspielte.
Als wir dann, nach ein paar Kilometern auch noch an einem zermatschten Zebra
und einem auf der Seite liegenden LKW vorbeifuhren, hatte ich endgültig genug von diesem Tag
und verfluchte Busse, Straßen, Gewalt und Land.


Zum persönlichen Befinden: es war definitiv ein Erlebnis, dass mein Leben nicht auf positive Weise geprägt hat.
Trotzdem bin ich unverletzt und unversehrt, körperlich wie auch seelisch (zumindest soweit wie normal).
Die Übelkeit ist weg, geblieben ist ein leises Zucken, wenn eine Hupe ertönt und viele, viele Gedanken,
 wie unterschiedlich ein Unfall hier und in Europa geschieht.
Die unbändige Wut und Gewalt der Freunde des Toten hat mich gleichermaßen geschockt wie fasziniert.
Ebenso die sofortige Übernahme der Macht und die vielen ängstlichen Menschen, die -obwohl in großer Überzahl- sofort klein beigaben,
als die Männer sie mit Stöcken aus dem Bus scheuchten.
Einmal mehr hat mir dies gezeigt, wie Angst und Wut Machtverhältnisse bestimmt und umso deutlicher ist es mir,
dass das so nicht sein darf.
Die Gelähmtheit der Angst und -in meinem Fall- des Unwissens
(da ich ja nun mal nichts verstand, was persönlich an der Sachedas Schlimmste war, da ich nie einschätzen konnte, was als nächstes passiert)
ist eine große Schwäche, die überall auf der Welt funktioniert.
Umso deutlicher wurde dies an einem einzelnen Mann, der scheinbar keine Angst hatte und die Stockschläge gelassen hinnahm,
um seiner Frau etwas Beruhigendes zuzurufen.
Hochachtung an dieser Stelle, ich war fernab von jedem Widerstand.
Dennoch hat allein der Anblick dieses einzelnen furchtlosen Mannes gereicht, um mich aufs Tiefste zu beruhigen.
Im Gegensatz übrigens zu den Beruhigungsversuchen der scheinbar einzigen englisch sprechenden Frau:
"it is a dangerous day but Jesus is still here. Don't worry, I can feel him".
Ich fühlte ihn bei all dieser Gewalt und Wut leider ziemlich wenig und bin bis jetzt erstarrt darüber, dass keiner seiner Freunde
um den Toten trauerte, ihn versuchte wieder zu beleben oder ähnliches.
Es ging in keiner Sekunde um ihn, nur um die Wut über das Geschehene.
Es war nicht nötig, all den Businsassen, von denen viele schon weinten, Angst zu machen oder sie zu schlagen.
Alle waren betoffen und geschockt.
Dennochwurde das Ganze unheimlich schnell eine Machtdemonstration der Freunde des Toten und ich war endlos froh,
als das Militär die Situation beruhigte.
Nach ca. 9 weiteren Busstunden (immernoch unglaublich, dass dieses Erlebnis nur knapp eine Stunde dauerte,
es kam mir vor wie ein ganzer Tag und JA, es war ein tolles Gefühl, danach wieder in den Bus zu steigen und einfach weiterzufahren....Not.)
kamen wir aber trotz allem heil in Dodoma  an und hier bleibe ich jetzt auch erstmal und meide Busse, so gut es geht.
Dodoma ist wunderschön, nur kann ich es jetzt noch weniger ertragen, wenn sich Autofahrer oder
Motoradfahrer bei voller Fahrt nach mir umwenden (bin eben doch noch ein blondes Zootier).
Trotz allem: das Leben -zumindest meins- geht normal weiter, es wurde Fußball geschaut und für
Deutschland die Daumen gedrückt (ich dreh durch, dass die gewinnen und ich nicht da bin!!!!!)
und ab morgen wird dann auch endlich mal wirklich gearbeitet.
Ruhe in Frieden, wer immer du auch warst.

Freitag, 18. Juli 2014

Einleben in Afrika


Inzwischen bin ich eingelebt (das ging ja schnell). Ich habe gelernt, bei böse guckenden Menschen reicht ein "Mambo" und sie lachen sofort und verwickeln dich in ein Gespräch - was schwierig ist, da meine Kenntnisse noch nicht sehr weit über Mambo und die zahlreichen Antwortmöglichkeiten darauf hinausreichen. Wilde Zahlen könnte ich erwidern oder Kuku Choma (geröstetes Hähnchen) aber der Rest fällt auch nach 3 Tagen vergeblichen Versuchens meiner Hostel- und Nachbarsmenschen noch relativ schwer. Naja. Wird schon. Hakuna matata und so.
Die Welpen haben inzwischen zumindest zur Hälfte die Augen auf und purzeln sich durch die Welt, ich habe inzwischen den Weg zur Stadt und zurück allein gemeistert, ohne mich zu verlaufen und ich weiß auch woher ich ein Piki Piki (Taxi) bekomme, wenn ich mich doch mal wieder verfranse. Ich weiß sogar, was ich dann sagen muss, denn wie gesagt, Straßennamen gibt es hier nicht.
Gestern erfuhr ich auch, wie das mit der Post dann funktioniert. Man muss halt gelegentlich mal zur Post fahren und fragen, ob es einen Brief gibt. Eben alles etwas anders hier.
Jedenfalls hat mich schon etwas der Alltag gepackt. Der wird nur unterbrochen von wunderschönen Ausflügen mit den Leuten hier, die mir superlieb alle schönen Orte zeigen.
Wird also Zeit, dass ich mich bald mal in die nächste Stadt aufmache und das Projekt suche, weswegen ich eigentlich hier bin.
Suchen trifft's ganz gut, weil ich weder eine Nummer habe, Adresse oder Namen... Ist alles Schall und Rauch... ;)
Es ist übrigens tatsächlich auch nicht alles wunderbar hier. Gestern wurden wir sehr leise gebeten, das Restaurant zu verlassen, da dies nur für Männer wäre. Afrikanische Männer. Ich behielt mein "ach und warum?!" Für mich und zog mit den anderen Hostelgästen von dannen, die sehr viel geschockter schienen und sofort den Heimweg antreten wollten.
Generell bekomme ich langsam das Gefühl, ich bin viel weniger Tourist als andere hier. Ich werde tagtäglich in der Küche beim Abendessen machen eingespannt, während die anderen selbiges gebracht bekommen. Mag damit zusammenhängen, dass ich mit den Leuten hier eben auch viel unternehme und weniger Gast bin als Mitbewohner. Dafür bekomme ich eben auch Swahili Unterricht von den Leuten direkt, während die anderen dafür einen (teuren) Kurs buchen können. ;) Auch meinem Magen muss ich an dieser Stelle mal gratulieren. Bisher hat er sich gänzlich uneuropäisch und easy verhalten. Guter Magen. Sonnenbrand (diese Info muss...für Mama...) hab ich trotz gelegentlichem Vergessens der Sonnencreme auch noch keinen. Siehst du Mama, keine Sorge, so warm ist es hier auch gar nicht.
Auch das Ausgehen ist hier anders. Oder viel mehr der Inhalt des Abendtäschchens. Eine Pumpgun pro Gruppe gehört dazu. Ich sah wohl doch etwas verstörter aus, als gedacht, denn mir wurde 10 Minuten lang erklärt, sie sei nur für den äußersten Notfall und man habe ja sogar einen Waffenschein. Unterwegs fiel mir auf, dass die Bodyguards der Clubs meist eher schmächtige Halbstarke waren und ich fragte die anderen, wie es denn sein könne, dass solche kleinen Jungs hier ganz allein Wache hielten. Zurück bekam ich nur einen lächelnden sie-kennt-das-eben-nicht-aus-Deutschland-Blick und die trockene Antwort "he has a gun". Wie beruhigend. Anscheinend hat nicht nur mein Hostelchef mit Waffenschein eine Waffe, sondern auch so ziemlich jeder 14jährige.
Aber genug der Angstmacherei, alleine sollte man hier nach 20 Uhr eben tatsächlich nicht umherwandern aber mit den anderen und im Auto ist alles gut, auch hier muss man sich also gar keine Sorgen machen und ich bleib nach 20 Uhr auch brav bei Hundepapa Pibu hinterm Stahlzaun ;)
Trotzdem wars ganz schön, gestern auch mal rauszukommen. Zwar wurde das Deutschland-Frankreich-Spiel in einem französischen Restaurant/Lounge geguckt, was mir einige böse Blicke bei meinem 1:0. Gejubel einbrachte, dafür war die Lounge wirklich schön. Sternenhimmel über der Leinwand, nach dem Spiel ein Feuerwerk, was auch gleich die Polizei auf den Plan rief, Livemusik und Lagerfeuer und die Franzosen entpuppten sich dann auch als ganz nett (meiner Französischkenntnisse sei dank...) und so feierten wir fröhlich bis die Sonne sich langsam ankündigte und ich mich im Auto beherzt an die Pumpgun kuschelte.
So. Genug fürs erste, Ich will hier raus, dieses Café (einziges mit wifi) ist ausschließlich von Weißen besucht (was die enormen Preise erklärt) und ich fühle mich etwas seltsam hier. Alles in allem: ich hab mich eingelebt und vermisse Berlin trotzdem.

Dienstag, 8. Juli 2014

Karibu sana - Herzlich Willkommen

Mein Zuhause

Nachdem ich mich in Turkish Airlines verliebte, den internationalen Airport in Istanbul hingegen verfluchte (keine Chance auf Frischluftzugang und WLAN war schon mal gar nicht drin....) kam ich dann also mit guten 1,5 Stunden Verspätung auf dem international Airport Kilimanjaro an. Wobei man tatsächlich eher sagen müsste "das nette kleine Häusschen", "international Airport" wird dem dann doch nicht ganz gerecht. Immerhin gabs da superschnelles WLAN und so war auch die 1stündige(!) Warterei aufs Visum gar nicht so schlimm.
Dennoch wuchs langsam die Angst: da das Ankomm-Hostel so weit draußen liegt (im afrikanischen "Vor-dschungel" um genau zu sein) sollte ich abgeholt werden, weil die meisten Taxifahrer den Weg gar nicht kennen. Abgeholt werden sollte ich also um 1.10 Uhr. Als ich dann gegen 3 endlich mein Visum hatte (was sicherlich nicht damit zu tun hat, dass die 5 Angestellten einen zu drei verschiedenen Schaltern schickten, wo drei Verschiedene Dinge geprüft wurden und das bei allen 50 visalosen Fluggästen... Aber Hey, Kaugummi kauen kann dafür auch keiner so schön) zitterte ich mich langsam Richtung Ausgang und lernte die afrikanische Unpünktlichkeit erstmals so richtig zu schätzen. Grinsend standen da zwei nette Jungs und sagten, sie wären auch grad erst gekommen. Uff.
Nach einigen Zigaretten (Wie gesagt, kein Frischluftzugang seit Berlin) und ersten Swahili Begrüßungsversuchen (häääääää?) dann auf durch die (Menschen-)leeren Straßen und erst mal rein ins City Center. Man hat ja schließlich Hunger. Fanden jedenfalls meine Abholer und so kam ich auch sogleich in den Genuss von afrikanischem Fast-Food: Pommes in Rührei angebraten. Sehr sehr geil! Nachdem auch das erledigt war ging's dann gegen 4 auch mal Richtung Bett, was sich dann leider nochmals verzögerte, da wir plötzlich in einer Rinderherde standen. Die Massai halten 4 Uhr früh anscheinend für die richtige Zeit, ihre Tierchen spazieren zu führen, was mir aber immerhin trotz aller Müdigkeit einen nicht ganz furchtlosen Wow-Moment beschaffte. Jedenfalls starrten mich ca 30 Hornpaare an und unser Auto kam mir gar nicht mehr so stabil vor. Besser wurde es auch nicht, als der Fahrer - da die Rinder auf sein "na los bewegt euch mal" nicht reagierten und die Massai selbst so gar keine Lust auf Aktionen hatten - einfach vorwärts fuhr, immer Richtung Horn. Erwähnte ich, dass wir uns in einer endlos engen Gasse befanden? Lange Rede, kurzerSinn, die Rinder waren wohl auch gemütlich-müde und tummelten sich grunzend um das Auto herum, was tatsächlich im Grunde rein platztechnisch eigentlich gar nicht möglich war. Die Massai grüßten dann sogar, setzten ihr (wunderschönes) Flötenspiel fort und zogen mit ihren Vierbeinerchen von dannen.
Als ich dann gegen 5 endlich im Bett lag (vorher musste natürlich noch alles gezeigt werden und natürlich die frischen, 2 Wochen alten Welpen -unfassbar süß!- und ihre liebevoll-stürmischen Eltern begrüßt werden) befand ich, dass der morgige Tag nun endlich mal wieder ein Ausschlaftag sei.
Leider fanden das die Jungs im Hostel so gar nicht und so standen sie um 8 Uhr mit Frühstück auf der Matte.
Wer mich kennt, weiß, dass Frühstück ans Bett eine, wenn nicht DIE sicherste Methode ist, mein Herz für sich zu gewinnen also rappelte ich mich hoch und dachte mir "ich kann ja danach noch ne Runde schlafen".
Haha.
Schlafen scheint hier nicht so zu existieren. Kaum hatte ich das riesige Frühstück verdrückt, stand schon wieder jemand vor mir und befand, es sei jetzt die richtige Zeit, den nahegelegenen Hügel zu besteigen.
Dies entpuppte sich als 2 stündige Wander-Joggingtour. Hätte ich das gewusst, hätte ich Richtige Socken unter die Wanderschuhe angezogen und nicht die verdammten Sneakerdinger anbehalten, die mir wunderschön blutige Blasen bescherten.
Eingelaufen sind sie jetzt auf jeden Fall und sehen auch nicht mehr so schrecklich neu-gepflegt aus. Die Aussicht hat zugegebenermaßen auch einiges wett gemacht, danach bat ich trotzdem um eine Stunde Ruhe, für ein Nickerchen und schlief solide 4 Stunden.

Ausgeruht konnte dann später die Stadt erkundigt werden, die Gespräche über afrikanische Korruption und westliche Hilfe gaben auch tatsächlich nicht neue Anregungen für die BA (man bin ich fleißig hier...) und die Welpen sind wirklich unfassbar knuddelig. Ganz blind schnuffeln sie sich in deinen Arm und die Mama schlabbert dabei beherzt dein Bein ab. Einer wurde mir dann gleich zur Adoption angeboten und ich adoptierte "Schnuffel" (oh Wunder, welch Kreativität) dann auch direkt für die nächsten 10 Tage. Unnötig, dass zu sagen aber einige von euch werden sicher wissen was in 10 Tagen folgt: aufgelöste Skypeanrufe, weil ich mein Herz mal wieder an ein kleines Lebewesen verloren habe. An zwei sogar, Maya die Katze weicht auch nicht mehr von meiner Seite. Die Hundeeltern eigentlich auch nicht und wenn dann auch noch der Löwi kommt, ab September heißt es dann wohl: Zoo in der Buschallee. Für Katja bring ich auchKüken mit (fast wie ne Babyente) die wackeln nebenan nämlich auch umher. Witzige Story dazu: das Perlhuhn des Hostels hat ne heiße Affaire mit dem Nachbarhahn (kein Witz) und lässt ihre Eier achtlos überall liegen. Is wohl eher ein emanzipiertes Perlhuhn, das seine Freiheit und sexuelle Erfüllung statt Familie sucht. Sehr sympathisch, ich werde sie morgen füttern.
Genug der Tiere, hier tobt grad seit 20 min ein lautstarker Hundekampf irgendwo bei Nachbarn und das bewegt mich doch dazu, den Zoo zu überdenken.


Von Tieren zu Kindern, die sind nämlich genauso süß (auch wenn an das geile Perlhuhn nun wirklich keiner rankommt). Ich bin tatsächlich so weit aus der Stadt raus, dass Weiße hier eine Seltenheit sind. Große Augen und schüchternes Grinsen wird daher meist gefolgt von 6 einen umrundenden Kindern, die deine Haare anfassen wollen, weil sie so "golden" und "glatt" sind und alle Englischen Wörter raushauen, die ihnen einfallen. Etwas seltsam, ich bin also quasi eigentlich schon mein eigenes Zootier. Aber wie gesagt: süß! Ganz herzlich und neugierig sind sie alle und man kann gar nicht anders, als mitlachen und mit-fußballspielen.
Die Erwachsenen sind da zurückhaltender. Gerade bei den Frauen habe ich gelegentlich mal das Gefühl, sie haben keine Lust auf weiße Mädchen, die da so durch ihr Dorf spazieren und gelegentlich Fotos von Bäumen machen (fremde Menschen zu fotografieren geht halt gar nicht, was man aber auch echt verstehen kann, wie gesagt, ich finde das Zootier sein auch nicht so geil. Dennoch sooooo schade, ich kleiner Kameraaddict hab tausend wunderbare Szenen nicht festhalten können, Farben, Situationen, Schönheiten aaaaaaach man). Die Männer Teilen sich gerecht auf: in freundliche Begrüßungen, etwas lästige Anmachen und böse Blicke. Ich hab mich tatsächlich noch nie so offensichtlich anders gefühlt, in guter wie schlechter Hinsicht.


Ich muss sagen: dieses Land ist wunderschön. Und die Menschen lächeln so unglaublich herzlich (naja, wenn sie dich nicht böse angucken). Von Taschendieben und Co ist wirklich absolut weit und breit keine Spur, ihr dürft also beruhigt sein: Leo wird jetzt sowieso dauerhaft von Hundepapa Pibu beschützt.
Soviel dann zum ersten Tag (ja, das war 1 Tag.)
Ich freue mich jetzt schon wieder auf heiße Duschen und Straßen, die einen Namen haben (und ja, ich hab mich schon verlaufen) und auf funktionierendes Internet und so weiter aber ausgelassen lachende Kinder, Maiskolben und die Natur hier machen das alles locker wett.




Dies ist uebrigens Isabel, benannt nach Isa, die meine erste Freundin in Lyon war. Der kleine Wuschel ist in einem Haufen schwarzer Welpen die einzig blonde, mit Abstand die kleinste und frechste. Ausserdem ist sie immer die erste, wenn es auf Erkundungtour oder Leonie-Beschnuffelungstour geht.
ich habe sie in mein herz geschlossen und gebe sie nie wieder her, was sie mit einem kraftigen Hals abschlabbert bekraeftigt, bevor sie gaehnend ins Land der Traueme wandert.