Donnerstag, 14. August 2014

Verkehrter Verkehr

             
      
Himmel, ich fühle mich immer einheimischer. 
Von den "Mzungu"(Weißer, Fremder, Nicht-Afrikaner)-Rufen und den folgenden Diskussionen mal abgesehen aber dazu in einem anderen Blog, das ist ein Thema für sich, was ich als alte politisch korrekte Kulturwissenschaftlerin nicht in einem Nebensatz abhandeln kann, ist nämlich kulturell-geschichtlich-politisch-philosophisch (weiß auch noch nicht genau, wo ich's einordnen würde...) sehr interessant und einer Betrachtung würdig!
Zurück zu meinem eigentlich doch schon sehr heimeligen Gefühl hier. Ich staunte gar nicht schlecht, als ich neulich quasi eine ganze Smalltalk-Unterhaltung auf Swahili führen konnte und mein Gegenüber mich sogar verstand, statt auslachte. Beim Smalltalk (und verhandeln auf den Märkten, darin bin ich quasi sprachlicher Meister geworden) bleibt's zwar auch für's erste aber trotzdem, für 3 Monate bin ich sehr zufrieden, bin ich doch eigentlich fremdsprachlich vollkommen unbegabt.
Auch die Straßen und der Verkehr macht mir endlich keine Angst mehr. Diese hatte sich durch den Busvorfall ganz schön verschlimmert und da es hier so gut wie nie Fußwege gibt, muss man eben damit leben, ständig von Mopeds und Autos, gelegentlich auch von Kuhherden oder Ziegen überholt zu werden, die meist 5 cm ausreichend finden. Bei ner Kuh ist das erschreckend, bei einem LKW mit fehlender Geschwindigkeitsbegrenzung eher lebensgefährlich. Aber wie ich schon sagte: man gewöhnt sich. Man hört irgendwann wer oder was von hinten kommt und springt zur Not eben schnell in den nächsten Graben oder Laden am Straßenrand. Für alle Stadtplaner und solche, die was mit Straßen und Verkehr zu tun haben: was Afrika echt braucht, sind Verkehrsregeln, gute Straßen und das Verständnis, warum ein Öltransporter einer Geschwindigkeitsbegrenzung folgen sollte und warum es schlichtweg dumm ist, auf einem Moped über gute 50 Meter den Kopf nach hinten zu verdrehen, nur um den Mzungu zu bestaunen. Dieses Verständnis gibt es hier nämlich ebenso wenig wie das, dass ein Fahrradfahrer nicht bei voller Fahrt mit 5 cm überholt werden sollte. Trotz fehlender Berührung gibt es -herrgottnochmal- sowas wie Fahrtwind und Erschrecken undundund. Nun ja. Wie gesagt, man gewöhnt sich. Fahrräder rühre ich hier trotzdem nicht an, zumal wir grad in einem der Projekte einen Jugendlichen und sein Fahrrad verbinden und verarzten durften. Sagen wir's mal so: er lebt. Zum Glück.
Auch das Straße überqueren ist bei mir inzwischen afrikanisch (ich sollte mir das für Berlin DRINGEND wieder umgewöhnen!): gucken und dann einfach Augen zu und durch. Die halten schon an. Wenn möglich abwarten, wenn ein LKW kommt, bei dem ist anhalten meist schwieriger. Und wenn man doch mal übersehen wird (was leider öfter passiert, da die meisten hier Riesenautos fahren, von denen man kleine Menschen wie mich gern mal übersieht) hupt zum Glück auch immer irgendjemand anders, so dass der Fahrer doch noch was merkt. Hupen ist überhaupt das liebste Mittel der Wahl. Jemand überholt: hupen. Jemand hält an: hupen. Jemand grüßt: hupen. Als unser Fahrer auf Sansibar (ebenfalls Touri) beim Roadtrip das erste mal beim Überholen hupte, wurde stolz geklatscht und bekundet, er sei nun ein wahrhaftiger Afrikaner. Im Grunde braucht man auch als Fußgänger ne Hupe, einfach um zu sagen: "Hallo, Herr Vollidiot, es ist grün, deswegen gehe ich jetzt mal über die Straße, es wär aber auch zu nett, wenn Sie mich dabei leben lassen würden!" wobei grün ist übertrieben, die Ampeln hier kann ich an einer Hand abzählen und wenn man beim Zebrastreifen wartet oder auch sonst wo, dann wartet man sich schwarz (wahrscheinlich tatsächlich schwarz-verkohlt, wenn man da so den ganzen tag in der Sonne steht...). Also wie gesagt: Augen zu und durch. Man muss fairerweise sagen: auch wenn sie scheinbar keine Regeln haben, funktionieren die doch ganz gut und ich lebe und laufe ja schließlich noch, was ich in Berlin bei diesem Verkehrsverhalten definitiv nicht mehr tun würde. In diesem Sinne: hoffentlich bleibt das so. Augen zu und durch ;)
Was gibts sonst noch? Mein Biorhythmus ist vollkommen im Arsch, gegen 8 Uhr abends befinde ich normalerweise, dass es Zeit fürs Bett wird und das um 5 Uhr aufstehen hab ich trotzdem noch nicht drauf... Ich liebe Wochenenden und unsere kleinen Trips zu nahe gelegenen Swimmingpools und wunderbaren Plätzen in der Natur um uns herum (ich hasse diese Computer und dass sie einfach eine andere Schrift auswählen, ohne mich zu fragen und sich das nicht ändern lässt.......!). Letztes Wochenende war's z.B. Wildcampen im Nirgendwo. Nur Sternenhimmel, ein Felsen, ein Afenbrotbaum und wir. Naja und riesengroße Boxen und Sofas und eben alles, was noch so in unseren kleinen Transporter passte. Gegen wilde Tiere und nächtliche, unerwünschte Besucher gab's nen Elektroschocker in die Hand (Gottseidank wurden die guns zu Hause gelassen, ich werd mich nie daran gewöhnen, dass die hier alle eine haben.....!) doch zum Glück blieb es eh ruhig und wir genossen einfach nur Ausblick, Lagerfeuer und die Tatsache, dass mal keine 30 Kinder an uns hingen :)

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